Biogas ohne Mais
Unter dem Motto „Biogas ohne Mais“ stand die Fahrradtour der CDU Badbergen, die sich den erneuerbaren Energien, insbesondere dem Biogas widmete. Das Ziel war, sowohl den möglichen Ersatz von Mais als Einsatzstoff als auch eine nützliche Verwertung von Gülle kennenzulernen. Gleichzeitig konnte die Gelegenheit genutzt werden, die Expertise von Dr. Dieter Schillingmann zu nutzen, der sich intensiv mit der Optimierung des Zusammenspiels bei der Erzeugung regenerativer Energie aus den Quellen Biogas, Windkraft und Photovoltaik und der erforderlichen Energiespeicherung befaßt. Besucht wurden drei Biogasanlagen.
Zuerst wurde die große gewerbliche Biogasanlage der DEGEFA GmbH neben dem Schlachtbetrieb Artland besucht. Der Geschäftsführer Herr Fasthoff informierte die Teilnehmer persönlich über die Abläufe und die Technik. In dieser Anlage werden Bioabfälle verwertet, beispielsweise Panseninhalt aus der Schlachtung von Rindern in der Firma Artland und zugekaufter hochenergetischer Abfall aus verläßlichen und geprüften Quellen. Der früher geübte Einsatz von Abfällen aus Lebensmittelbetrieben und Gastronomie findet nicht mehr statt, da diese Abfälle nicht ausreichend kontrollierbar sind. Die sorgfältige Auswahl der Einsatzstoffe sorgt für eine hohe Gasausbeute und damit eine günstige Kostensituation. Das erzeugte Biomethan wird nach einer aufwendigen Aufbereitung in das Gasnetz eingespeist. Die eigene Vermarktung sichert bestmögliche Erlöse und sorgt damit zusammen mit der optimalen Beschaffung für die Rentabilität der Anlage.
Die 250 kW Biogasanlage des Hofes Timmering in Vehs war die nächste Station. Auf diesem Hof mit etwa 500 Milchkühen und der zugehörigen Aufzucht fällt viel Gülle und Mist an. Beides wird zusammen mit Futterabfall in die Biogasanlage eingesetzt. Das erzeugte Gas wird in einem Blockheizkraftwerk verstromt. Der Strom wird ins Netz eingespeist, die Abwärme wird zu 90 % im eigenen Betrieb genutzt, beispielsweise zur Beheizung der Gebäude und des Fermenters sowie zur Trocknung von Heu oder Hackschnitzeln, die aus den eigenen Flächen gewonnen werden. Der flüssige Teil des Gärrestes wird wie Gülle auf dem Acker ausgebracht, ist wesentlich besser pflanzenverfügbar als Gülle und stinkt nicht. Da der erzeugte Strom vollständig in das Netz eingespeist werden muß, um die vom Gesetzgeber vorgesehene Vergütung zu erhalten, darf kein Eigenverbrauch stattfinden. Deshalb ist geplant, zusätzlich eine Photovoltaikanlage zu errichten, die den Eigenbedarf an Strom decken soll. Auf Nachfrage erklärte Herr Timmering, daß er die Nutzung von Mais zur Erzeugung von Gas prinzipiell ablehnt. Er sagte, Mais sei Futtergetreide und solle nur nach Nutzung durch das Vieh in Form von Gülle für die Erzeugung von Biogas eingesetzt werden. Prinzipientreue und zukunftsfähiges Wirtschaften passen also zusammen.
Das gleiche Konzept verfolgt der Hof Ferlage in Groß Mimmelage, allerdings ist die Anlage mit 75 kW kleiner. Da auf dem Hof nur 75 Milchkühe stehen, reicht der Anfall an Gülle und Mist nicht aus, um die Anlage betreiben zu können. Daher ist eine Kooperation mit den Nachbarhöfen erforderlich, um die notwendige Menge an Gülle und Mist bereit zu stellen. Von einem Nachbarhof wurde eine Gülleleitung bis an die Biogasanlage gebaut, die an einem Gülletank endet, aus dem die Biogasanlage mit Gülle versorgt wird. Der Aufstieg der Teilnehmer auf das Dach des Fermenters ermöglichte nicht nur einen Blick in den Fermenter, sondern einen schönen Blick über die Landschaft bis hin zu den im Bau befindlichen Windkraftanlagen im Herberger Feld in Menslage. Diese Anlagen werden von einer mit der REW Schillingmann verbundenen Firma errichtet und sollen in einen angedachten Energiepark eingebettet werden.
Dank der Überzeugung der beiden vorausschauenden Landwirte, daß Mais nicht zur Biogaserzeugung genutzt werden sollte, konnte mit den beiden Anlagen der Nachweis erbracht werden, daß Biogaserzeugung ohne Mais Zukunft hat und rentabel sein kann. Die Förderung der Nutzung nachwachsender Rohstoffe wie Mais nach dem alten Erneuerbare-Energien-Gesetz wird mit diesen Anlagen als Irrweg entlarvt. Glücklicherweise wurde das EEG inzwischen in diesem Punkt geändert.
Ergänzt wurde die Information noch bei einem Besuch der Firme REW Schillingmann in Groß Mimmelage. Dr. Dieter Schillingmann informierte über technische Entwicklungen zur Optimierung von Biogasanlagen durch bessere Nutzung der Gärreste und Möglichkeiten der Speicherung von Überschußenergie aus Windrädern und Photovoltaik durch Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Der gespeicherte Wasserstoff steht danach zur Stromerzeugung in Spitzenlastzeiten zur Verfügung. In diesem Zusammenhang informierten sich die Teilnehmer auch über neue Entwicklungen bei Windkraft und Photovoltaik.
Die Mitglieder der CDU Badbergen zeigten sich bei den nachfolgenden Gesprächen sehr aufgeschlossen für die Entwicklungen in diesem Bereich, die es ermöglichen, die benötigte Energie vor Ort zu erzeugen und die Bedarfsspitzen abzupuffern. Die CDU Badbergen wird die weitere Entwicklung und insbesondere Aktivitäten der Landwirte zur Energiegewinnung aus Gülle und Mist nach Kräften unterstützen.
Der krönende Abschluß war der Besuch bei Familie Revermann, die ihre Photovoltaikanlage vorführte und ihren wunderschönen Garten für einen gelungenen Grillabend zur Verfügung stellte. Es war dabei Zeit für Geselligkeit, aber auch, um das Erfahrene in Gesprächen weiter zu vertiefen. Es war eine rundherum gelungene Veranstaltung für die den Organisatoren Dr. Dieter Schillingmann und Frank Revermann ein herzlicher Dank gebührt.